BDO International Business Compass

Index internationaler Standorte für den Mittelstand

Bildung des BDO International Business Compass

Für einen Index werden Informationen einzelner Indikatoren ausgewählt, gewichtet und kombiniert; üblicherweise mit der Absicht, ein multidimensionales Konzept abzubilden. In den letzten Jahren haben Indizes zum Ländervergleich zunehmend an Bedeutung gewonnen. Sie sind ein nützliches Mittel, um in komprimierter Form Informationen zu vermitteln. Indizes ermöglichen den schnellen Vergleich von Ländern, um komplexe und schwer erfassbare Sachverhalte darzustellen. Ein Index aggregiert also verschiedene Informationen und ermöglicht so eine einfache Interpretation. Darin liegt allerdings auch die Krux: Ein Index ist primär dazu geeignet, eine Diskussion anzustoßen und das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken – weniger, um daraus direkte Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Theoretischer Rahmen

Der theoretische Rahmen ist das Fundament eines sauber konstruierten Index. Mithilfe des theoretischen Rahmens werden das zu messende Phänomen und seine Teilkomponenten definiert. Dabei sollte die Auswahl und Gewichtung der Einzelindikatoren ihre entsprechende relative Bedeutung für den Index und die verschiedenen Dimensionen des Index adäquat widerspiegeln.

Der BDO International Business Compass misst die Attraktivität eines Landes als multidimensionales Konzept über drei Dimensionen: ökonomische, politisch-rechtliche und soziokulturelle Rahmenbedingungen. Die Attraktivität eines Landes hängt mit dem Entwicklungsniveau zusammen, welches hier als das Ergebnis aus einer Kombination von wirtschaftlichen, politisch-rechtlichen und sozialen Faktoren verstanden wird. Einerseits steht folglich die Attraktivität eines Landes hinsichtlich potenzieller Investitionsentscheidungen im Vordergrund, was eindeutig Ausdruck einer ökonomischen Perspektive ist. Andererseits können ökonomische Faktoren allein die Situation in einem Land nur begrenzt abbilden, weil auch andere Aspekte aus der politischen, rechtlichen, sozialen und kulturellen Sphäre eine Rolle spielen und letztlich die Attraktivität eines Landes als Investitionsstandort beeinflussen. Die drei Dimensionen korrelieren miteinander und sind somit statistisch nicht vollständig unabhängig. Dies ist jedoch weder eine notwendige Bedingung für ihre Aggregation im Index noch tatsächlich erreichbar. Aus statistischer Sicht ist die Attraktivität eines Landes eine Niveauvariable, die das Ergebnis aus dem Zusammenspiel vieler Faktoren ist. Die ausgewählten Indikatoren können sowohl einen positiven als auch einen negativen Effekt auf das Gesamtkonstrukt haben, die Attraktivität also vergrößern oder verringern. Die Indikatoren wurden danach ausgewählt, ob sie einen logisch erklärbaren und möglichst bereits belegten Einfluss auf das Konstrukt Attraktivität haben. Im zweiten Schritt werden spezifische Faktoren zu zwei Teilindizes aggregiert. Das Ziel ist, Informationen über Indikatoren zu bündeln, die die Attraktivität eines Landes als potenziellen Absatzmarkt beziehungsweise als potenziellen Produktionsstandort beeinflussen.

Der im Folgenden abgeleitete BDO Compass unterscheidet sich erheblich von anderen bekannten Indizes wie dem Doing Business Index der Weltbank oder dem Global Competitiveness Index (GCI) des World Economic Forum. Auch wenn auf den ersten Blick einige Überschneidungen auffallen, muss ausdrücklich berücksichtigt werden, dass den Indizes unterschiedliche Ziele zugrunde liegen. Doing Business präsentiert quantitative Indikatoren in zehn Regulierungsbereichen. Die Untersuchung nimmt dabei primär die Perspektive von einheimischen, vor allem kleineren Unternehmen ein und misst die Regulierungen, die sie im Laufe ihrer Lebensdauer betreffen. Doing Business berücksichtigt ausdrücklich nicht alle Aspekte des Geschäftsumfeldes, das für Firmen und Investoren wichtig ist oder das die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft beeinflusst.  Die für den BDO Compass relevanten Aspekte, wie das Prozedere der Unternehmensgründung oder -schließung sowie Vorschriften zur Einstellung und Entlassung von Arbeitskräften, fließen in den BDO Compass über Teilkomponenten des Index of Economic Freedom ein, die später noch näher erläutert werden. Der GCI untersucht in erster Linie die verschiedenen Faktoren, die zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum und langfristigem Wohlstand von Volkswirtschaften führen. Dabei ist die Zielsetzung, Entscheidern in Politik und Wirtschaft ein Instrument zur Verfügung zu stellen, mit dem die Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften verglichen und mögliche Hindernisse identifiziert werden können.  Viele der Indikatoren, die in die Berechnung des GCI einfließen, werden wegen Überschneidungen in der Fragestellung auch im BDO Compassing berücksichtigt. Um die Berechnung des BDO International Business Compass transparent und replizierbar zu machen, wurden ausschließlich Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen verwendet.

Der BDO International Business Compass ordnet erstens die Länder hinsichtlich ihrer gesamtgesellschaftlichen Situation ein. Zweitens fassen die Teilindizes Absatzmarkt und Produktionsstandort die wichtigsten Aspekte des Geschäftsumfeldes und der Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zusammen. Die Attraktivität eines Landes beziehungsweise eines Standortes ist die Summe aus vielen verschiedenen Faktoren, die in eine ökonomische, politisch-rechtliche und soziokulturelle Dimension eingeteilt werden können. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die zwanzig berücksichtigten Indikatoren und ihre Zuordnung. Jede Dimension umfasst sechs bis acht Indikatoren. Die Teilindizes Absatzmarkt und Produktionsstandort sind eine neue Kombination von einigen der zwanzig Indikatoren.

Zusammensetzung des Indikators [1]



1 Die Kennzeichnung von  Bevölkerungswachstum und Bevölkerung soll darauf hinweisen, dass diese Indikatoren in direktem Bezug stehen, aber nicht identisch sind. Die Indikatoren Pro-Kopf-Einkommen und Lohnkosten sind ebenfalls markiert, um darauf hinzuweisen, dass die zugrundeliegenden Daten identisch sind. Wie in Abschnitt 3.1.4 beschrieben, wird das Pro-Kopf-Einkommen als Proxy für die Lohnkosten verwendet.